JÓZSEF DÉNES:
UNGARN UND DEUTSCHE "IM GEBIET DER BURGEN"

------------------------Im Zuge der Organisierung des christlichen ungarischen Reiches folgten dem Ruf des Königs deutsche Ritter in einer beträchtlichen Zahl. Sie wurden in den unterschiedlichsten Gebieten des Landes angesiedelt. Ethnisch verschmolzen sie sehr schnell mit dem ungarischen Adel, so dass die deutschen bäuerlichen Massen kaum von ihnen abstammen können. Deshalb ist es - trotz scheinbarer "Wurzeln" z.Z. Stephans des Heiligen - immer noch eine Frage, wann die auch heute noch in Tansdanubien lebenden Deutschen angesiedelt wurden. Da dieses Gebiet im 9. Jh. Teil des ostfränkischen Reiches, des späteren Deutschland, war, wäre es nicht ausgeschlossen, von einer kontinuierlichen bayerisch-deutschen Besiedlung auszugehen, dennoch kann die Kontinuität der vermutlich deutschen Bevölkerung vom 9. Jh. bei den Vorfahren der heutigen burgenländischen Deutschen nicht nachgewiesen werden. Unter den Ortsnamen tauchen erst seit Mitte des 12. Jhs deutsche Namen in kleiner Anzahl auf. Die frühesten deutschen Ansiedlungen erfolgten - wie auch in anderen Gebieten des Königreiches - im Anschluss an die königlichen Höfe. Darauf scheint der früheste Ortsname, der eindeutig deutscher Herkunft ist, Höflein - "Heulichin" zu verweisen, der vom mhd. "hovelin" (= "kleiner Hof") stammt. Ebenfalls zu den frühen königlichen Höfen könnten auch die vier in der Urkunde von Heinrich IV. aus dem Jahre 1074 erwähnten Prädien gehören, wobei anhand der Bezeichnungen nicht eindeutig nachweisbar ist, ob es sich dabei um original deutsche Namen handelt oder um die deutsche Spiegelübersetzung der ungarischen Benennungen. Die Bezeichnung "hienc" der burgenländischen Deutschen ist kaum zu trennen von "Aenz", dem Namen eines Mitglieds der Familie Köszegi, die im 12.-14. Jh. eine Schlüsselrolle in der Geschichte dieses Gebietes spielte. Der namensgebende Magnat war ein Zeitgenosse von Béla III. (1172-1196). Nach den bescheidenen Anfängen im 11.-12. Jh. kam es also ab Mitte des 12. Jhs zur vollen Entfaltung der Ansiedlung der Deutschen. Im Mittelalter, im Wesentlichen bereits zu Ende des 13. Jhs, hatte sich das im 20. Jh. bekannte ethnische (geographische) Bild herausgebildet.

 

VILMOS BRENNER:
GEBURT DES BUNDESLANDES BURGENLAND VOR ACHTZIG JAHREN
(Ein historisches Gedenken und eine Situationsanalyse)

------------------------Das 286.000 Personen - mehrheitlich deutscher Muttersprache - zählende, 3.900 km2 umfassende westungarische Gebiet nahm aufgrund des Friedensdiktats von Trianon Österreich 1921 in Besitz. Auf diesem Gebiet bildete sich das Burgenland heraus. Der 1956 von Szombathely nach Österreich ausgewanderte Autor umreißt in seinem Essay die Hintergründe der Ereignisse von vor 80 Jahren; historisch belegte und hypothetische Motive werden behandelt. Seine zahlreiche Probleme berührenden Darlegungen beziehen auch spätere Tatsachen wie die Aussiedlung eines Teils der Ungarndeutschen nach 1945 oder die Entwicklung der Wirtschaft dieser Region mit ein. Der sich um Verständnis für "beide Seiten" bemühende Verfasser sieht den Weg in die Zukunft in der Aufhebung der Grenzen.

 

ISTVÁN PÉTER VARSÁNYI:
UNGARN ODER ÖSTERREICH?

------------------------Der Aufsatz versteht sich als kurze und subjektive Reaktion auf Vilmos Brenners aktuelle Studie zum Thema "Geburt des Landes Burgenland vor achtzig Jahren". Anhand einiger ausgewählter Themen soll gezeigt werden, was wir als in Ungarn Lebende von dieser Problematik halten und wie wir sie sehen. Dabei geht es um Fragen wie: Wann tauchte zum ersten Mal der Gedanke des Anschlusses des westlichen Gebietes des Landes an Österreich auf? Welche politischen und strategischen Argumente ließen die Entstehung eines neuen Gebildes, das Burgenland genannt wurde, zu? Welche Rolle spielten dabei Siegermächte des Weltkrieges (in erster Linie Frankreich)? Wie ist das zu bewerten, dass auch unser Verbündeter vom aufgeteilten Ungarn etwas bekam? Schließlich gilt es, eine wichtige Frage zu formulieren, nämlich die danach, ob wir - nach achtzig Jahren - irgendeinen Grund haben, den Anschluss eines seit Urzeiten ungarischen Gebietes an Österreich zu feiern? Die Antwort kann eindeutig nur "nein" lauten.

 

JÁNOS SUBA:
GESCHICHTE DES GRENZGENDARMERIE-BATAILLONS
DES KOMITATES VAS, 1919-1921

------------------------Der Autor, ein Militärhistoriker, fand im Budapester Archiv für Militärgeschichte eine von einem Unbekannten verfasste Arbeit. Das Dokument macht mit der Geschichte und Organisation des Grenzgendarmerie-Bataillons des Komitates Vas in den Jahren zwischen 1919 und 1921 bekannt. Es werden dessen Kommandanten aufgelistet. Im Vorwort dieser Quellenmitteilung gibt János Suba einen Überblick über die bewaffneten Kräfte des Landes, über die Geschichte des Nationalen Heeres, der Gendarmerie und der Polizei in der problematischen Periode der Aufteilung Ungarns (1920). U.a. wird festgestellt, dass es sich bei den Grenzgendarmerie-Bataillonen um bewaffnete Einheiten des assentierten Soldatenstandes handelte, "die grenzpolizeiliche Aufgaben erfüllten, den militärischen Grenzschutz versahen sowie sonstige Aufgaben (zum Schutz der Ordnung) hatten und aus den Reihen des Nationalen Heeres komplettiert wurden."

 

ISTVÁN SZILÁGYI:
EIN WESTTRANSDANUBISCHER BAROCKSCHLOSSTYP?

------------------------Das ehemalige Batthyány-Schloss von Ikervár entstand 1847 durch den Umbau eines auf ein früheres Fundament errichteten Barockschlosses. Die mit der Renovierung verbundene Untersuchung konnte keine Antwort auf die Frage geben, ob das Barockschloss eine Haupttreppe gehabt hat, und wenn ja, wo diese im Gebäude platziert war. Aufgrund von Analogien ist es wahrscheinlich, dass das Schloss früher keine Haupttreppe besaß, sondern nur Nebentreppen vom Kellergeschoss, das eine untergeordnete Bedeutung hatte, hinauf auf das zweite, repräsentative Geschoss führten, das sonst lediglich über Außentreppen und Aufzüge erreichbar war. Die vom Schloss in Hegyfalu aus dem Jahre 1809 erhalten gebliebenen Zeichnungen zeigen diesen Typ in seiner Originalausführung. Es ist anzunehmen, dass im 18. Jahrhundert mehrere Schlösser dieser Art in Westtransdanubien gebaut wurden.

 

MONIKA ZSÁMBÉKY:
ZWEI GNADENBILDER DER HEILIGEN JUNGFRAU
MARIA AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

------------------------Zwei, bisher nicht publizierte Gnadenbilder der Jungfrau Maria werden präsentiert. Das eine, eine Kopie des Gnadenbildes der Jungfrau Maria in Czestochowa, ist in der Pfarrkirche von Vép zu finden. Dieses auf Holz gemalte Bild fertigte ein berühmter Czestochowaer Maler im Jahre 1762 an. Durch den polnischen Grafen Franciscus Zegotha gelangte es nach Kroatien. Von dort ließ es die Gräfin Anna Mária Illésházy zurückholen und in der Kirche von Vép anbringen. Die Gräfin war die Gemahlin von László Erdõdy. Sie ließ der St. Martin Pfarrkirche von Szombathely und der Pfarrkirche von Jánosháza mehrere milde Gaben zukommen. Das zweite Gnadenbild ist in der St. Martin Pfarrkirche von Szombathely zu sehen. Es ist ebenfalls ein Vertreter des Typs Wegweisende Gottesmutter. Das Bild ist in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden und eine Nachahmung des Maria-Gnadenbildes von Brünn.

 

LÁSZLÓ KRIZSÁN:
EINE QUELLENKRITISCHE UNTERSUCHUNG
DER LÁSZLÓ MAGYAR-DOKUMENTE

------------------------Im Text der zwischen 1857 und 1862 vorgenommenen Publikation der Manuskripte von László Magyar über Afrika nahm der Herausgeber János Hunfalvy derartig viele Veränderungen vor, dass die Schriften ihre Originalität und oft auch ihre historische Glaubwürdigkeit verloren. Die Retablierung der Glaubwürdigkeit der von László Magyar geschaffenen Afrika-geschichtlichen Quellenbasis macht die neue sowie textgetreue Herausgabe der Schriften erforderlich. Daran möchte sich unsere Zeitschrift durch die regelmäßige Veröffentlichung von Studien kleineren Umfanges und Briefen beteiligen. In diesem Beitrag werden ein Brief, der die von Hunfalvy vorgenommenen Veränderungen gut veranschaulicht, sowie László Magyars Schrift zu seinem Lebenslauf buchstabengetreu wiedergegeben.

 

KÁLMÁN SZÉLL: EIN BEDEUTENDES LEBENSWERK EINES ARZTES AUS KÖRMEND
(Dr. Ferenc Filep Remetei , Direktor, Chefarzt der Chirurgie)

------------------------Der Verfasser würdigt das Andenken an Dr. Ferenc Filep Remetei, den guten Geist von Körmend, aus Anlass seines bevorstehenden 25. Todestages. Dr. Remetei wurde 1898 im siebenbürgischen Nagyszeben geboren. Nach seinem Kriegsdienst erwarb er 1922 in Budapest sein Arztdiplom und erhielt 1926 als Schüler von Professor Pál Kuzmik sein Diplom für Chirurgie. Anschließend erwarb er über fünf Jahre in verschiedenen Städten des Landes seine umfangreichen chirurgischen Kenntnisse. 1931 kam er nach Körmend, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1968 als Direktor des Krankenhauses und Chefarzt der Chirurgie tätig war. In dieser Zeit entwickelte sich das bis hahin vernachlässigte Krankenhaus zu einer den Ansprüchen der Zeit entsprechenden Einrichtung. Er bewegte sich auf einer breiten Skala der Allgemeinen Chirurgie. Mehrere Operationen nahm er als Erster im Komitat Vas vor. Neben der Arbeit am Ausbau des Krankenhauses fand er auch Zeit zu wissenschaftlicher Tätigkeit. Über Jahre war er Vorsitzender der Fachgruppe der Chirurgen Westtransdanubiens. Eine positive Rolle spielte er in der Revolution von 1956. Sein Lebenswerk ist verwachsen mit der Stadt Körmend, der er bis zu seinem Tode im Jahre 1977 treu diente. Aufgrund seines Lebenswerkes ist es berechtigt, ihn zu den großen Söhnen des Komitates Vas zu zählen.

 

JÁNOS PAPP:
ERINNERUNGEN AN EINEN WISSENSCHAFTLICH TÄTIGEN
BENEDIKTINER-LEHRER
Kilián Szigeti (1913-1981)

------------------------Der international bekannte Erforscher der Kirchenmusik und Organologe wurde in Szombathely geboren. Nach Abschluss der Mittelschule trat er dem Benediktinerorden bei. An der Budapester Universität erwarb er das Lehrerdiplom. In Rom absolvierte er das Doktorat zur Kirchenmusik, anschließend studierte er Orgel an der Musikhochschule. Über Jahrzehnte war er Leiter des Musiklebens des Benediktinerklosters Pannonhalma. Hauptgebiete seiner wissenschaftlichen Studien: Erschließung und Aufbereitung der ungarischen Quellen des gregorianischen Gesanges; Katalogisierung und Systematisierung der heimischen Orgeln. Kilián Szigeti starb vor 20 Jahren.

 

LAJOS ILLÉS:
GEDICHTE VON SÁNDOR WEÖRES ÜBER BULGARIEN

------------------------Der große, aus dem Komitat Vas stammende ungarische Dichter Sándor Weöres (1913-1989) war ein leidenschaftlicher Weltreisender. Eine besonders tiefe Faszination übte auf ihn seine fernöstliche Reise aus. Über seine Reise nach Bulgarien im Jahre 1936 veröffentlichte er drei Gedichte in einem Band. Ein viertes Gedicht mit dem Titel "Gedicht aus Bulgarien" dagegen erschien lediglich in einer Zeitschrift und geriet in Vergessenheit. In dieser Studie wird dieses schöne Gedicht erneut dem Publikum zugänglich gemacht. Es wird von der Annahme ausgegangen, dass Weöres das Gedicht wahrscheinlich deshalb nicht hat im Gedichtband veröffentlichen lassen, weil dessen Charakteristika von der für ihn typischen unpersönlichen dichterischen Haltung abweichen.

 

PÉTER TÓTH:
LÁSZLÓ NÉMETH IN DEN WESTLICHEN GRENZLANDEN

------------------------Der vor hundert Jahren geborene László Németh nahm im Frühjahr 1935 mit Lõrinc Szabó an einem literarischen Abend im Szombathelyer Kulturpalast teil. Wegen Desinteresses endete die Veranstaltung fast mit einem Fiasko. Ein Jahr später, während seiner Arbeit am Berzsenyi-Buch, suchte er die ehemaligen Wohnsitze des ungarischen Horaz auf. Auch wenn er danach nie wieder in diese Gegend kam, hatte er doch verschiedene Kontakte zu Szombathely. Neben János Bárdosi Németh ist Ágoston Pável hervorzuheben, der über Vasi Szemle (Vaser Rundschau) in Austauschbeziehungen mit der Zeitschrift Tanu (Zeuge) stand. Die Arbeit skizziert ebenfalls sonstige Bezüge László Némeths zum Komitat Vas: Sie gibt einen Überblick über die Aufführung seiner Dramen bzw. über die über ihn in Vaser Zeitschriften abgefassten Aufsätze.